Nach wiederholten Angriffen von Security-Dienst-Mitarbeitern auf Schutzsuchende in der Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl fordern ezra, Lager-Watch Thüringen und der Flüchtlingsrat Thüringen e.V. Konsequenzen

PRESSEMITTEILUNG

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Im Oktober 2021 wurde erneut ein Angriff durch einen Mitarbeiter des eingesetzten Sicherheitsdiensts auf Bewohner:innen der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Suhl bekannt. Dabei sind Bewohner:innen mutmaßlich rassistisch beleidigt und bedroht worden. Der Vorfall wurde videodokumentiert und durch den Flüchtlingsrat Thüringen e.V. veröffentlicht.

Das Land Thüringen und seine untergeordneten Behörden sehen indessen keinen weiteren Handlungsbedarf, wie eine mündliche Anfrage im Landtag am 05.05.22 verdeutlicht. Der betreffende Mitarbeiter, mit mutmaßlich gefestigtem neonazistischen Gedankengut und engen Kontakten in die Thüringer Neonaziszene, bleibt weiter in der Erstaufnahmeeinrichtung beschäftigt. Und die Antworten werfen weitere Fragen auf.

Unbeantwortet bleibt, wie das Landesverwaltungsamt die schutzsuchenden Bewohner:innen vor zukünftigen rechten, rassistischen Angriffen schützt, oder wie sichergestellt wird, dass Mitarbeiter:innen in solchen sensiblen Positionen für die Ausübung ihrer Tätigkeit tatsächlich geeignet sind. Die bisherigen Regelungen haben hier offensichtlich versagt. sagt Inka Rehbehn vom Flüchtlingsrat Thüringen e.V.

Überdies berichten Bewohner:innen von mitgeführten Handschellen und Schlagstöcken einzelner Security-Mitarbeiter:innen während der Nachtschichten. Der Einsatz und das Führen von waffenähnlichen Gegenständen seien nach Angaben des Ministeriums indes jedoch verboten.

Mittlerweile häufen sich die Berichte von Angriffen durch einige Security-Mitarbeiter in der Erstaufnahmeeinrichtung. Der Flüchtlingsrat, Lager-Watch und ezra fordern deshalb Konsequenzen vom Land Thüringen und seiner nachgeordneten Behörden.

“Der Betreiber des Sicherheitsdiensts scheint offensichtlich nicht geeignet zu sein, um die Sicherheit von Schutzsuchenden zu gewährleisten. Aus unserer Sicht gilt es als Erstes den Vertrag mit dem gegenwärtigen Sicherheits-Unternehmen, seine Ausgestaltung und die Ermächtigung des privaten Sicherheitsdienstes grundlegend zu hinterfragen. so Behnam Blumengarten von Lager-Watch Thüringen.

Des Weiteren braucht es verlässliche Standards, um sicherzustellen, dass nur qualifiziertes Personal in der Erstaufnahme Suhl arbeitet, und unabhängige Kontrollinstanzen, die dem Machtmissbrauch durch die Security entgegenwirken und Bewohner:innen vor rassistischer Gewalt durch Mitarbeitende in der Einrichtung schützen.

“Letztlich muss es jedoch auch darum gehen, den im Koalitionsvertrag von rot-rot-grün und im Thüringer Integrationskonzept verankertem Vorrang der dezentralen Unterbringung endlich thüringenweit umzusetzen. Die Verwirklichung der Forderung von ‘Wohnungen für alle’ braucht kein Bewachungskonzept.” so Behnam Blumengarten von Lager-Watch Thüringen abschließend.

PRESS RELEASE

In October 2021, another attack by an employee of the deployed security service on residents of the initial reception center for refugees in Suhl became known. Residents were allegedly racially insulted and threatened. The incident was documented on video and published by the Thüringen Refugee Council.

The state of Thuringia and its subordinate authorities see no further need for action, as an oral question in the state parliament on May 5th, 2022 made clear. The employee in question, with presumably consolidated neo-Nazi ideas and close contacts in the Thuringian neo-Nazi scene, remains employed in the initial reception facility. And the answers raise more questions.

“It remains unanswered how the state administration office protects residents seeking protection from future right-wing, racist attacks, or how it is ensured that employees in such sensitive positions are actually suitable for carrying out their work. The previous regulations have obviously failed here. “ says Inka Rehbehn from the Refugee Council Thuringia e.V.

In addition, residents report handcuffs and batons being carried by individual security employees during night shifts. However, according to the ministry, the use and carrying of weapon-like objects are prohibited.

In the meantime, reports of attacks by some security staff in the initial reception center are piling up. The refugee council, Lager-Watch and ezra are therefore demanding consequences from the state of Thuringia and its subordinate authorities.

“The operator of the security service obviously does not seem to be able to guarantee the safety of those seeking protection. From our point of view, the first thing to do is fundamentally question the contract with the current security company, its structure and the authorization of the private security service.” so Behnam Blumengarten from Lager-Watch Thuringia.

Furthermore, reliable standards are needed to ensure that only qualified staff work in the Suhl initial reception, and independent control bodies that counteract the abuse of power by the security and protect residents from racist violence by employees in the facility.

“Ultimately, however, it must also be a question of finally implementing the priority of decentralized accommodation anchored in the coalition agreement between red-red-green and in the Thuringian integration concept throughout Thuringia. The realization of the demand for ‘apartments for everyone’ does not require a security concept.” concludes Behnam Blumengarten from Lager-Watch Thüringen.