VIDEO: Ban for basic rights – What is security allowed to do in the initial reception camp for refugees?

In November 2021, a video by residents of the initial reception camp for refugees in Suhl became public, showing the scandalous treatment by individual security employees.

In January 2022 we discussed in an online panel with two experts: What is security allowed in the reception camp and on what basis? What is the reality of dealing with residents in the Suhl initial reception camp? What are the practical possibilities for a response?

The discussion showed again that the verbal abuses and violence that were documented in the video are by no means an isolated case. Yet, it was stated that of course not every security employee is a bad person, but that it is dangerous to give them so much power over vulnerable people, because some are indeed acting racist.
In May 2022, a hearing in the Thuringian state parliament reveiled that the security guard who was in the 2021 video actually candidated on the list of a Neo-Nazi party before and was posing with extreme right symbols on social media. Yet, the Ministry of Migration gave an uncomforting statement that they couldn’t do anything as long as he was not a member of a forbidden party – see our video.

We still demand to cancel the contract with the current security company, and most of all to offer decent and safe housing to migrants. Lagers are no safe places for anybody!

#NoLager About Lager-Watch Thuringia: As refugees affected by camp accommodation and supporters, we document the structural, racist and physical violence of camp accommodation in Thuringia. Our goal is to make the grievances and conditions in the Thuringian camps visible. So far we have mainly been active around the initial reception camp in Suhl.

Neonazis als Security im Erstaufnahmelager in Suhl

Laut Verfassungsschutz und Thüringer Ministerium für Migration, Justiz und Verbraucherschutz sind Neonazis zuverlässig & zulässig zum Einsatz als Security und zum Schutz von Bewohner:innen von Erstaufnahmelagern wie in Suhl. Wir danken Staatssekretär des TMMJV Sebastian von Ammon freundlichst für die Auskunft und widersprechen entschieden!

Short-Video “#TMMJV kann angeblich nichts tun gegen #Neonazis als #Security im #Erstaufnahmelager #Suhl“.

Den Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus am 8. Mai ernst nehmen, muss für die rot-rot-grüne Landesregierung konsequenterweise auch heißen, nie wieder Nazis in Positionen zu bringen, in denen sie Macht über andere Menschen haben und ihre rassistische Ideologie in die Praxis und gegen Bewohner:innen des Erstaufnahmelagers in Suhl ein- und umsetzen können.

Die Kandidatur auf der Liste eines bundesweit bekannten Neonazis, Reichsflagge u.ä. sind für den Staatssekretär des TMMJV “private Aktivitäten”. Wir fragen weiter: Sind das wirklich “die gesetzlichen Vorschriften” für die Zulassung von Sicherheitsdienstmitarbeiter:innen? Können Nazis ernsthaft bedenkenlos im Lager eingesetzt werden?

Fest steht: Der Täter vom Herbst 2021 war nach nur 4 Wochen vollumfänglich zurück im Dienst. Das Land Thüringen beschäftigt über Drittverträge mit der “City-Schutz GmbH” Rassisten und bekennende Neonazis, vermeintlich zum Schutz von Schutzsuchenden.

 

Aktuell arbeiten wir an der weiteren Analyse der Antworten und neu aufgeworfenen Fragen. Die vollständige mündliche Anfrage von Patrick Beier mit Nachfragen von Katharina Koenig-Preuss im Thueringer Landtag findet ihr hier.

Long-Video “Komplette Frage an #TMMJV – Warum beschäftigen sie indirekt #Neonazis als #Security in #EAE #Suhl“.

Rassismus ist Alltag: Auch und insbesondere in den Lagern des Landes Thüringen und seiner Kommunen. Deswegen: #NoLager #LagerEvakuieren #WohnungenFürAlle

Keine Ausweitung der Befugnisse für das kommerzielle Sicherheitsgewerbe!

Lager-Watch Thüringen, die Landesflüchtlingsräte und mehr als 15 Streetwork-, Bürgerrechts- und Anwält*innenorganisationen – u.a. der RAV – fordern:

»Keine Ausweitung der Befugnisse für das kommerzielle Sicherheitsgewerbe!«

Der Koalitionsvertrag der jetzigen Großen Koalition sah eine »Neuordnung der Regelungen für das private Sicherheitsgewerbe in einem eigenständigen Gesetz« vor. Im Juli 2020 wechselte dafür die Zuständigkeit vom Bundeswirtschafts- in das Bundesinnenministerium. Laut Bundesregierung stoppte die SARS-CoV-2-Pandemie die Planungen.

Wir befürchten eine Neuauflage dieses Vorhabens, zumal ein Papier des Bundesverbands der Deutschen Sicherheitswirtschaft vom Frühjahr 2021 auch von einer neuen Regierung hoheitliche Rechte für sich und Beschränkungen des Streikrechts fordert.1

Bündnis verschickt ›Wahlprüfsteine‹ an Bundestagsmitglieder und -kandidat*innen

Das Bündnis aus rund 30 bundes- und landesweit sowie international tätigen Organisationen möchte in vier Fragekomplexen Antworten von den Abgeordneten und Kandidat*innen zu den Forderungen des profitorientierten Sicherheitsgewerbes.

»Für den Bereich der Geflüchteten-Unterbringung befürchten wir eine weitere Verschärfung der Situation«, so Walter Schlecht von ›Aktion Bleiberecht‹, Freiburg/Brsg. »Dort setzten Sicherheitsdienste grundrechtsverletzende ›Hausordnungen‹ mit fraglichen Befugnissen durch. Asylsuchende sind in diesen rechtsfreien Räumen dem Handeln der Wachdienste weitestgehend ausgeliefert«. Katharina Grote vom ›Bayrischen Flüchtlingsrat‹ ergänzt: »Der massive Einsatz von Sicherheitsdienstleistern ist allein der Unterbringungsform geschuldet. Würden geflüchtete Menschen in Wohnungen untergebracht, wäre der Einsatz von Securities hinfällig. Die politische Entscheidung, Menschen in Massenlagern zu kasernieren, ist gleichzeitig ohne den Einsatz von Sicherheitsdiensten nicht umsetzbar und führt zu den gegenwärtigen unhaltbaren Zuständen mit täglichen Grundrechtsverletzungen«.

Doch nicht nur in Lagern sind die rund 260.000 Wach- und Sicherheitsbeschäftigten tätig. »Besonders bedenklich ist, dass das kommerzielle Sicherheitsgewerbe hoheitliche Rechte fordert, also Rechte, die nach dem Grundgesetz regelhaft nur Staatsbediensteten zustehen«, so Dr. Lukas Theune, Geschäftsführer des RAV. »Öffentliche Sicherheit ist eine öffentliche Aufgabe und kein Selbstbedienungsladen für profitorientierte Unternehmen. Dann auch noch das Streikrecht einschränken zu wollen, das ist schon ein einmaliger Vorgang«.

Auffällig ist, dass insbesondere vulnerable Gruppen wie Jugendliche, Wohnungslose, Bettelnde – und immer wieder Migrant*innen – Opfer dieser Dienste werden. »Das gilt in den Lagern und auf der Straße«, so Andreas Abel von der Straßensozialarbeit-Organisation ›Gangway‹. »Wir sehen und hören leider immer wieder von Übergriffen kommerzieller Sicherheitsdienste gegen die von uns betreuten Menschen. Wenn ausgerechnet die nun auch noch das Recht zur Personalien-Kontrolle und zur Erteilung von Platzverweisen bekommen sollen – und das bei deren niedrigen Qualifikationsniveaus –, dann vernachlässigt der Staat seine Fürsorgepflicht endgültig«.

Rechtsanwältin Angela Furmaniak, Mitglied im erweiterten Vorstand des RAV und aktiv im bundesweiten Anwält*innen-Netzwerk ›AG Fananwälte‹, weist zudem darauf hin, dass »an jedem Wochenende für rund eine Million Fußballfans Bürger- und Menschenrechte buchstäblich auf dem Spiel stehen. Dass die Kontrollaufgaben in Stadien zum Teil Neonazis und ungeschultem Personal, die zudem die Großen der Sicherheitsbranche an Subunternehmen weiterreichen, übertragen werden, kann – vorsichtig formuliert – nur sehr besorgt machen. Hier nehmen weder Stadionbetreiber, noch Vereine, noch das Sicherheitsgewerbe selbst und auch nicht der Staat ihre Verantwortlichkeiten hinreichend wahr«.

AG Fan-Anwälte | Aktion Bleiberecht Freiburg/Brsg. | Berliner Obdachlosenhilfe e.V. | Bündnis für Straßenkinder in Deutschland e.V. | Bürgerrechte & Polizei/CILIP | Bundesarbeitsgemeinschaft Fanprojekte| Bundesarbeitsgemeinschaft Streetwork/Mobile Jugendarbeit | Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen NRW| DFG-VK Essen | Die Landesflüchtlingsräte (aus allen Bundesländern) | Gangway – Straßensozialarbeit in Berlin e.V. | Handicap International e.V. | Hannover Solidarisch | Humanistische Union e.V.| Komitee für Grundrechte und Demokratie | Lager-Watch Netzwerk | Lager-Watch Thüringen | No Lager Osnabrück| Pro Asyl e.V. | Solinet Hannover | Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein e.V. | Wohnungslosen-Stiftung

1Vgl. https://www.bdsw.de/images/broschueren/Deutschland_sicherer_machen_-_Eckpunktepapier_BDSW_-_2021.pdf

Grußbotschaft aus dem Erstaufnahmelager Suhl an die Seebrücke-Demo am 03.10.2020 in Jena

Auf der Seebrücke-Demo am 3.10.2020 in Jena haben von Gewalt betroffene Familien aus Suhl die Vorkommnisse von Dienstagnacht (29.9.2020), ihre aktuelle Situation in Suhl und ihre Wünsche und Forderungen öffentlich gemacht:

Hello to all of you kind people,

due to our children’s illnesses, we were transferred from Greece to Germany and then to Camp Suhl in a completely legal way.

On behalf of the vulnerable and sick migrants living in Camp Suhl I thank all of you.

There have been many cases of oppression and violence against us in this Camp. Some time ago, due to the negligence of the doctor of the camp, a mother lost her unborn child two months before his birth, and the mother of this child spends every day crying.

A few nights ago, the security of this camp attacked our room and beat my wife and me. In this bad Incident, my wife was severely injured both physically and mentally.

My little children are in a state of shock and fear.

Two other families who came mediate were beaten.

Meanwhile, a little girl suffering from a severe skin condition called psoriasis suffered a nervous attack, after which her father and my wife were taken to the hospital due to severe beatings.

In this camp, the doctor does not pay any attention to the patients and treats everyone with hostility.

The health situation here is very bad and the food quality is worse than that. Our children often go to bed hungry and many children are malnourished and also our children in this camp are depressed.

There is no translator for us in any language here and sometimes they do not even allow us to speak English and say that „in our country you only have to speak German“.

We ask you, dear people, to be our voice so that justice can be done to us.
We want a change in the medical system and the food system of this camp. I must also say that we do not have security in this camp. We want to be transferred from this camp to start treating our illnesses and our children. We want to start a peaceful life and be a useful person for this country where we have taken refuge because we are human beings and God has given us the right to life which was denied to us in our country.

Our message to you: Take refugees in, we ask for your help.

Thank you for being our cry.

Eisenberg 2015

Die Zustände in dem Erstaufnahmelager in Eisenberg sind uns wohl in Erinnerung geblieben und wir wollen sie nicht wieder kennen lernen müssen. Im Augenblick wohnen bereits wieder Familien im Lager Eisenberg und die zuständigen Ministerien beabsichtigen, das Lager wieder vollständig hochzufahren.

Der Film “Geflüchtete sind Menschen — auch in Eisenberg” von 2015 zeigt die damaligen Zustände:

Erschütternde Vorgänge in der Erstaufnahmeeinrichtung Suhl

Die folgende Pressemitteilung des Flüchtlingsrats Thüringen war Anlass für die Gründung des Netzwerks Lager-Watch Thüringen:

Am Abend des 29.9.2020 gab es nach Informationen des Flüchtlingsrat Thüringen e.V. in der Thüringer Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl eine Gewalteskalation durch den Sicherheitsdienst gegen Bewohner*innen. Bilder und Schilderungen zeigen insbesondere die massive Anwendung von Gewalt, auch gegen Frauen und in Anwesenheit von Kindern.

Berichten zufolge sollen sich nach einer vermeintlichen Ruhestörung durch Kinder drei Angestellte des Sicherheitsdienstes gewaltsam Zugang zu dem Zimmer der betroffenen Familie verschafft haben. Die anwesende Frau und Mutter filmte das Geschehen mit ihrem Handy. Ihr soll daraufhin unter Gewalt das Handy entrissen worden sein. Die Berichte schildern, sie sei im Beisein ihrer schreienden Kinder geschlagen, auf den Boden gedrückt und an den Haaren gezogen worden. Daraufhin sei die Gewalt auch gegen weitere anwesende Familien eskaliert, die der Frau zur Hilfe kommen wollten. Sowohl Polizei als auch Rettungsdienst seien danach im Einsatz gewesen.

Eine der von der Gewalt betroffenen Frauen hatte erst vor wenigen Wochen ihr Kind im 7. Monat der Schwangerschaft verloren. Die Bitten um medizinische und frauenärztliche Untersuchungen sollen tagelang auf taube Ohren gestoßen und ihre massiven Schwangerschaftsbeschwerden bagatellisiert worden sein, bis im Suhler Krankenhaus letztlich der Tod des ungeborenen Kindes festgestellt wurde. Die Frau hatte am 29.9.2020 Strafanzeige gegen den in der Einrichtung zuständigen medizinischen Dienst gestellt.

„Wir fordern die umfassende und lückenlose Aufklärung dieser erschütternden Vorgänge in der Erstaufnahmeeinrichtung Suhl und Konsequenzen für die entsprechenden Mitarbeiter*innen. Wir erwarten, dass Schutzsuchende in der Thüringer Erstaufnahmeeinrichtung einen würdevollen und sensiblen Umgang sowie die erforderliche uneingeschränkte medizinische Versorgung erfahren. Derartige Vorfälle darf es nie wieder geben!“ so Philipp Millius Vom Flüchtlingsrat Thüringen e.V.

„Die betroffenen Familien müssen unverzüglich aus der Erstaufnahmeeinrichtung entlassen und in Kommunen untergebracht werden, die die notwendige psychosoziale Unterstützung und medizinische Versorgung bestmöglich absichern können, um nach ihren dramatischen Erfahrungen in der Erstaufnahmeeinrichtung tatsächlich einen Ort des Ankommens und der Stabilisierung zu finden“, erklärt Helmut Krause, Menschenrechtsbeauftragter der Thüringer Landesärztekammer.

Der Flüchtlingsrat hatte bereits in der Vergangenheit auf verschiedenen Ebenen auf massive Missstände in der Erstaufnahmeeinrichtung hingewiesen, u.a. auf Berichte über regelmäßige Zutritte durch das Sicherheitspersonal in die Zimmer der Bewohner*innen, die grundrechtlich besorgniserregend sind.